Täterarbeit Niedersachsen

Rückblick auf den Fachtag 2022

Zum Fachtag „Täterarbeit Häusliche Gewalt in Niedersachsen“ konnten wir am 23.6.2022 rund 80 Interessierte und Fachpublikum in der Akademie des Sports in Hannover begrüßen. Im Zentrum standen Ergebnisse des Modellprojekts „Nachhaltige Vernetzung Täterarbeit Häusliche Gewalt in Niedersachsen“, das vom niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung noch bis Ende Oktober gefördert wird.

Steffen Stubenrauch-Kämpfe, Geschäftsführer des mit dem Modellprojekt beauftragten Männerbüro Hannover e.V. und Ergün Arslan, Vorstand des Vereins, begrüßten die Teilnehmenden im gut besuchten Saal der Akademie. Im Anschluss richtete die niedersächsische Sozial- und Gleichstellungsministerin Daniela Behrens ihr Grußwort als Videobotschaft an das aufmerksame Publikum.

„Um den Teufelskreis der Gewalt zu durchbrechen und Frauen und Kinder langfristig zu schützen, ist die präventive Arbeit mit Tätern ein wichtiger Baustein. Dazu müssen Gewalttäter ihr Verhalten ändern und Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Deshalb ist die Täterarbeit ein zentraler Bestandteil der niedersächsischen Interventionskette Häusliche Gewalt und wird vom Land seit mehr als zehn Jahren gefördert", so Behrends.

Andrea Buskotte, die humorvoll und kompetent durch den Tag führte, leitete zu den weiteren Programmpunkten über. Im Anschluss stellte Dr. Almut Koesling, Mitarbeiterin im Modellprojekt und Leiterin des Arbeitsbereichs Täterarbeit Häusliche Gewalt (TäHG) im Männerbüro Hannover e.V., die Ergebnisse der Bestandsaufnahme vor, die zum Thema Täterarbeit HG in Niedersachsen im Rahmen des Modellprojekts vom Träger durchgeführt wurde. Deutlich wurden hier die unterschiedlichen Voraussetzungen, unter denen die insgesamt elf vom Land geförderten Täterarbeitseinrichtungen arbeiten. Auch die „weißen Flecken“ als unversorgte Bereiche im Flächenland Niedersachsen wurden deutlich. Die Referentin hob darüber hinaus die hohe Bedeutung von Ressourcen für die Netzwerkarbeit im Kampf gegen Häusliche Gewalt hervor.

 

Bei der von Andrea Buskotte moderierten Gesprächsrunde ging es um die Situation der Täterarbeit auf Landesebene aus der Sicht des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, aber auch aus Sicht der Frauenunterstützungseinrichtungen. Sandra Kotlenga von Zoom e.V., die den aktuellen Landesaktionsplane gegen HG evaluierte, kam ebenso zu Wort wie die Sprecherin der LAG TäHG in Niedersachsen und Roland Hertel, der die Täterarbeitseinrichtungen auf Bundeseben vertritt und seinen Blick auf Niedersachsen beitrug.

So bemerkte Roland Hertel von der Bundesarbeitsgemeinschaft Häusliche Gewalt (BAG): „Die Umsetzung der Istanbul-Konvention verlangt von allen Mitgliedsstaaten, neben dem Schutz der Opfer auch Täterprogramme anzubieten. Diese sollten den Qualitätsstandards der BAG TäHG entsprechen, um wirksam zu sein.“

Nach der Mittagspause konnten die Teilnehmenden zwischen insgesamt acht Workshops, aufgeteilt in zwei Workshop-Phasen, wählen. Hier wurden vielfältige Aspekte der Täterarbeit vorgestellt und diskutiert. Die Workshopthemen umfassten u.a. die Arbeitsweise der Täterarbeit Häusliche Gewalt, Kooperation und Vernetzung, Arbeit mit Täterinnen, Täterarbeit im Kontext der Istanbul-Konvention, Gefährdungseinschätzung, Arbeit mit Vätern.

In der abschließend von Andrea Buskotte moderierte Gesprächsrunde saßen sich der niedersächsische Polizeipräsident Axel Brockmann und Albrecht von Bülow von der lüneburger Täterarbeitseinrichtung zu Wort und tauschten sich zu Herausforderungen und Perspektiven der Täterarbeit in Niedersachsen aus.

Polizeipräsident Axel Brockmann, Moderatorin Andrea Buskotte und Albrecht von Bülow von Drobs Lüneburg. (v.l.n.r.)

 „Eine wirksame tatzeitnahe Intervention durch Konfrontation mit dem eigenen Handeln ist für die Einsicht des Täters oder der Täterin im Hinblick auf den eigenen Nutzen in der Praxis aber auch tatsächlich kurze Wege zu den Anbietern von grundlegender Bedeutung aus polizeilicher Sicht unbedingt wünschenswert. Aus Sicht der Polizei ist es sinnvoll die bestehenden Beratungsangebote in einem Flächenland wie Niedersachsen zahlenmäßig kontinuierlich auszuweiten“, so Brockmann.

Mit einem Dankeschön an alle Referent*innen und Beteiligten endete die gelungene Veranstaltung.

Alles in allem war es ein anregender, vielfältiger und rundum gelungener Fachtag, zu dem Gäste aus verschiedensten Bereichen zusammenkamen. Die Akademie des Sports ihren einladenden Räumlichkeiten bot eine ideale Umgebung für diesen Tag, und auch für das leibliche Wohl wurde hervorragend gesorgt.

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten, Mitwirkenden und Gästen!